14

 

Lex stand mit Edgar Fabien unter dem Dachvorsprung des Jagdhauses und sah zu, wie die Agenten den reglosen Körper des Kriegers in einen unauffälligen schwarzen Kleinbus hievten.

„Wie lange wird die Wirkung des Betäubungsmittels anhalten?", fragte Lex, der zu seiner Enttäuschung erfahren hatte, dass die Waffe, der Fabiens Feuerbefehl gegolten hatte, statt scharfer Munition nur Betäubungspfeile enthielt.

„Ich rechne nicht damit, dass der Gefangene bald aufwacht.

Er wird erst wieder zu sich kommen, nachdem er sicher in der Hochsicherheitsklinik von Terrabonne untergebracht ist."

Lex sah zum Leiter des Dunklen Hafens hinüber. „Eine Hochsicherheitsklinik der Agentur? Ich dachte, da werden nur Rogues aufgenommen - um ihre Blutgier zu behandeln und sie wegzusperren."

Fabiens Lächeln war angespannt. „Die Details brauchen Sie nicht zu kümmern, Alexej. Sie haben das Richtige getan, als Sie mich über den Krieger informiert haben. Ein so gefährliches Individuum wie er erfordert besondere Maßnahmen. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass er entsprechend behandelt wird. Ich bin sicher, nach Ihrem unvorstellbaren, tragischen Verlust haben Sie genug andere Sorgen."

Lex grunzte. „Da wäre noch unsere .. Vereinbarung."

„Ja", erwiderte Fabien und ließ das Wort langsam zwischen seinen dünnen Lippen entweichen. „Sie haben mich überrascht, Alexej, das muss ich zugeben. Ich würde Sie gerne einigen Leuten vorstellen. Äußerst wichtigen Leuten.

Selbstverständlich ist hier äußerste Diskretion erforderlich."

 „Ja, natürlich." Lex platzte förmlich vor Wissbegier - er wollte alles wissen, was es zu wissen gab, hier und jetzt.

„Wen werde ich treffen? Ich kann schon morgen Abend bei Ihnen in der Stadt sein ..."

Fabiens leises, herablassendes Lachen klang schneidend.

„Nein, nein. Ich rede nicht von einem so öffentlichen Treffen.

Dieses Treffen erfordert spezielle Vorkehrungen. Ein geheimes Treffen mit einigen meiner Verbündeten. Unserer Verbündeten", verbesserte er sich mit einem verschwörerischen Blick.

Eine Privataudienz mit Edgar Fabien und seinen Freunden. Bei dem Gedanken begann Lex vor Gier förmlich zu geifern.  „Wo? Und wann?"

„In drei Nächten. Ich werde Ihnen meinen Wagen schicken, um Sie abzuholen und Sie als meinen persönlichen Gast zu der betreffenden Örtlichkeit zu bringen."

„Ich freu mich drauf", sagte Lex.

Er hielt dem Mann aus dem Dunklen Hafen - seinem mächtigen neuen Verbündeten - die Hand hin, aber Fabiens Blick war an Lex' Schulter vorbeigeglitten zu dem zerbrochenen Fenster der großen Halle des Jagdhauses.

Fabien machte die Augen schmal und legte den Kopf zur Seite.

„Sie haben ein Kind hier draußen?", fragte er, und in seinen Raubvogelaugen glänzte etwas Düsteres auf. Lex drehte sich um, gerade rechtzeitig, um Mira zu sehen, wie sie versuchte, sich außer Sichtweite zu ducken, ihr kurzer, schwarzer Schleier flatterte von der raschen Bewegung.

„Die Göre hat meinem Vater gedient oder zumindest dachte er das gerne", sagte er wegwerfend. „Ignorieren Sie sie einfach. Sie ist nichts."

Fabiens blasse Augenbrauen hoben sich leicht. „Ist sie eine Stammesgefährtin?"

„Ja", sagte Lex. „Eine Waise, die mein Vater vor ein paar Monaten irgendwo aufgesammelt hat."

Fabien machte ein tiefes Geräusch in der Kehle, irgendetwas zwischen einem Grunzen und einem Schnurren. „Was hat das Mädchen für eine Gabe?"

Nun war es Fabien, der sein gieriges Interesse kaum verbergen konnte. Immer noch betrachtete er das offene Fenster, reckte den Hals und spähte, als wollte er Mira dort durch bloße Willenskraft wieder zum Erscheinen bringen.

Lex betrachtete diesen begierigen Blick einen Augenblick lang, dann sagte er: „Würden Sie gerne sehen, was sie kann?"

Das Glitzern in Fabiens Augen erübrigte eine Antwort.

Lex führte ihn ins Haus und fand Mira, wie sie über den Gang zu ihrem Zimmer schlich. Er holte sie ein, packte sie am Arm und schwang sie herum, um den Leiter des Dunklen Hafen anzusehen. Sie wimmerte bei dieser groben Behandlung, aber Lex ignorierte das Jammern der kleinen Göre. Er zog ihr den Schleier herunter und stieß sie vor Edgar Fabien.

„Augen auf, verlangte er. Als sie nicht sofort gehorchte, überzeugte Lex sie mit einem Schlag seiner Fingerknöchel gegen ihren kleinen, blonden Hinterkopf „Augen auf Mira."

Er wusste, dass sie die Augen geöffnet hatte, denn schon im nächsten Moment wandelte sich Edgar Fabiens Miene von mäßiger Neugier zu unverhohlenem Staunen. Er starrte gebannt, mit offenem Mund.

Dann lächelte er. Ein breites, ehrfürchtiges Grinsen. „Mein Gott", schnaufte er, unfähig, seinen Blick von Miras Hexenaugen loszureißen.

 „Was sehen Sie?", fragte Lex.

Es dauerte eine Weile, bis er antwortete. „Ist das ...könnte das möglicherweise meine Zukunft sein, die ich da sehe? Mein Schicksal?"

Lex zog Mira weg von ihm, und ihm entging nicht, dass Fabien reflexartig nach dem Mädchen griff, als wäre er noch nicht bereit, sie loszulassen. „Miras Augen zeigen in der Tat zukünftige Ereignisse", sagte er und zog ihr den kurzen, schwarzen Schleier wieder über den Kopf. „Sie ist ein recht bemerkenswertes Kind."

„Vor einer Minute noch haben Sie gesagt, dass sie nichts ist", erinnerte ihn Fabien. Er ließ seine schmalen, prüfenden Augen über das Mädchen gleiten. „Was hätten Sie gern für sie?"

Lex sah, wie Miras Kopf in seine Richtung schoss, aber seine Aufmerksamkeit lag vollkommen bei dem Geschäft, das sich plötzlich vor ihm auftat. „Zwei Millionen", sagte er und warf die Summe so beiläufig hin, als wäre es ein Pappenstiel. „Zwei Millionen Dollar, und sie gehört Ihnen."

„In Ordnung", sagte Fabien. „Rufen Sie meinen Sekretär an und geben Sie ihm Ihre Bankverbindung, und der Betrag wird innerhalb einer Stunde überwiesen."

Mira streckte die Hand aus und packte Lex am Arm. „Aber ich will nicht mit ihm weggehen. Ich will Rennie nicht verlassen ..."

„Ach, keine Angst, Kleine", gurrte Fabien. Er strich ihr mit der Handfläche über den Kopf. „Schlaf, Kind. Kein Theater mehr. Schlaf jetzt."

Mira sackte zusammen, gefangen durch die Trance des Vampirs. Fabien fing sie auf und nahm sie in die Arme wie ein Baby. „Ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Alexej."

Lex nickte. „Ganz meinerseits", erwiderte er. Dann folgte er dem Leiter des Dunklen Hafens aus dem Haus und wartete, bis er und das Mädchen in der dunklen Limousine verschwunden waren, die in der Auffahrt wartete.

Als die Fahrzeugflotte davonrollte, ließ Lex die überraschenden Wendungen des heutigen Abends Revue passieren. Sein Vater war tot. Lex blieb völlig unbehelligt und würde nun die Macht übernehmen über alles, was schon so lange rechtmäßig ihm gehörte. Bald schon würde man ihn in Edgar Fabiens einflussreichem Elitezirkel willkommen heißen, und nun war er auch noch schlagartig um zwei Millionen Dollar reicher.

Gar nicht schlecht für eine Nacht Arbeit.

 

Renata drehte den Kopf auf ihrem Kissen zur Seite und öffnete ein Auge, nur ein kleiner Test, um zu sehen, ob die Nachwirkungen endlich vorbei waren. Ihr Schädel fühlte sich an, als hätte man ihn ausgehöhlt und mit nasser Watte ausgestopft, aber das war schon eine eindeutige Verbesserung gegenüber den hämmernden Schmerzen, die sie die letzten Stunden begleitet hatten.

Ein winziger Strahl Tageslicht schien durch ein kleines Loch in dem Fensterladen aus Kiefernholz. Es war Morgen. Im Jagdhaus war es still. So still, dass sie sich eine Sekunde lang fragte, ob sie nur aus einem schrecklichen Traum erwacht war.

Aber in ihrem Herzen wusste sie, dass alles wirklich passiert war. Sergej Jakut war tot, bei einem blutigen Angriff in seinem eigenen Bett ermordet. All die grausigen, blutgetränkten Bilder, die vor ihrem inneren Auge abliefen, waren wirkliche Ereignisse. Und was sie am meisten verunsicherte, war, dass man Nikolai dieses Mordes bezichtigt und verhaftet hatte.

Bedauern darüber nagte an Renatas Gewissen. Jetzt, da sie endlich wieder einen klaren Kopf und einige Stunden Abstand von dem Blut und Chaos des Abends hatte, musste sie sich fragen, ob es nicht vielleicht voreilig gewesen war, an ihm zu zweifeln. Vielleicht waren sie alle zu voreilig gewesen, ihn zu verurteilen - besonders Lex.

Der Verdacht, dass Lex beim Tod seines Vaters vielleicht eine Rolle gespielt hatte - Nikolai hatte darauf bestanden -, verursachte ihr einen unbehaglichen Knoten im Magen. Und dann war da die arme Mira, viel zu klein, um so viel Gewalt und Gefahr mitansehen zu müssen. Ihre pragmatische Seite fragte sich, ob sie beide jetzt nicht viel besser dran waren.

Jakuts Tod hatte Renata aus seiner Macht befreit. Auch Mira war frei. Vielleicht war das die Chance, die sie beide gebraucht hatten - die Chance, fortzugehen. Irgendwohin, weit fort von diesem Anwesen und all seinen Schrecken.

 Oh Gott. Durfte sie es überhaupt wagen, das zu wünschen?

Renata setzte sich auf und schwang die Beine über die Bettkante. Hoffnung keimte in ihr auf, schwoll in ihrer Brust an.

 Sie konnten gehen.  Ohne Jakut, der sie verfolgte und einfing, ohne ihn, der lebte und sich durch sein Blut mit ihr verbinden konnte, war sie endlich frei. Sie konnte Mira holen und diesen Ort verlassen, ein für alle Mal.

„Heilige Muttergottes", flüsterte sie und faltete verzweifelt die Hände. „Bitte, gib uns diese Chance. Lass mich diese Chance haben - für dieses unschuldige Kind."

Renata lehnte sich gegen die Wand, die sie von Miras Schlafzimmer trennte. Sie klopfte leise mit den Fingerknöcheln gegen die Holztäfelung, wartete darauf, das antwortende Klopfen des Kindes zu hören.

Nur Stille.

Wieder klopfte sie. „Mira, bist du wach, Kleines?"

Überhaupt keine Antwort. Nur eine Stille, die sich ausdehnte und sich anfühlte wie Totengeläut.

Renata trug immer noch dieselben Sachen wie gestern Abend, ein vom Schlaf zerknautschtes, langärmeliges, schwarzes T-Shirt und dunkle Denimjeans. Sie fuhr in ein Paar knöchelhohe Stiefel mit dicken Gummisohlen und eilte auf den Gang hinaus. Miras Tür war nur wenige Schritte weiter ... und sie stand offen.

„Mira?", rief sie, ging hinein und sah sich schnell um.

Das Bett war ungemacht und zerknautscht, wo das Kind nachts gelegen hatte, aber von ihr war keine Spur zu sehen.

Renata wirbelte herum und rannte ins Badezimmer, das sie sich am anderen Ende des Ganges miteinander teilten.

„Mira? Bist du da drin, Mäuschen?" Sie öffnete die Tür und fand den kleinen Raum leer. Wo konnte sie hin sein?

Renata fuhr herum und ging wieder auf den getäfelten Gang zu, der zur großen Halle des Jagdhauses führte. In ihrer Kehle begann eine schreckliche Panik aufzusteigen. „Mira!"

Lex und ein paar Wachen saßen um den Tisch in der großen Halle, als Renata hereingerannt kam. Er warf ihr nur einen kurzen Blick zu und nahm dann sein Gespräch mit den anderen Männern wieder auf.

„Wo ist sie?", verlangte Renata zu wissen. „Was hast du mit Mira gemacht? Ich schwöre zu Gott, Lex, wenn du ihr was getan hast ..."

Er nagelte sie mit einem vernichtenden Blick fest. „Wo ist dein Respekt, Weib? Eben habe ich die Leiche meines Vaters der Sonne übergeben. Das ist ein Trauertag. Ich will kein Wort von deinem Gejammer hören, bis ich verdammt noch mal bereit dafür bin."

„Zur Hölle mit dir und deiner geheuchelten Trauer", schäumte Renata und griff ihn an. Fast hätte sie mit ihren übersinnlichen Kräften auf ihn geschossen, aber angesichts der beiden Wachen, die sich nun zu beiden Seiten von Lex erhoben und ihre Waffen auf sie richteten, hielt sie ihren Ärger in Schach. „Sag mir, was du getan hast, Lex. Wo ist sie?"

„Verkauft hab ich sie." Die Erwiderung kam so beiläufig, dass er genauso gut über ein altes Paar Schuhe hätte reden können.

„Du ... hast was?" Renatas Lungen zogen sich zusammen, wurden so luftleer, dass sie kaum einen weiteren Atemzug tun konnte. „Das kann doch nicht dein Ernst sein! Verkauft, an wen - diese Männer, die gekommen sind, um Nikolai abzuholen?"

Lex lächelte und zuckte vage mit den Schultern.

„Du Mistkerl! Du widerliches Schwein!" Die ganze hässliche Wahrheit stürzte auf sie ein. Nicht nur, was er Mira angetan hatte, sondern auch seinem eigenen Vater, und, wie sie nun mit schrecklicher Klarheit erkannte, Nikolai. „Mein Gott. Alles, was er über dich gesagt hat, war die Wahrheit, nicht? Du bist verantwortlich für Sergejs Tod, nicht Nikolai. Du bist es gewesen, der den Rogue mitgebracht hat. Du hast das Ganze geplant ..."

„Vorsicht mit deinen Anschuldigungen, Weib." Lex' Stimme war ein gereiztes Fauchen. „Jetzt bin ich derjenige, der hier das Sagen hat. Mach keinen Fehler, dein Leben gehört mir. Mach mich wütend, und ich kann dich auslöschen, so einfach, wie ich diesen Krieger in den Tod geschickt habe."

 Oh Gott .. . nein.  Der Schock stieß ihr einen kalten Schmerz durch die Brust. „Er ist tot?"

 „Wird er schon bald sein", sagte Lex. „Oder sich wünschen, er wäre es, wenn die guten Ärzte in Terrabonne ihren Spaß mit ihm haben."

„Wovon redest du? Was für Ärzte? Ich dachte, du hättest ihn festnehmen lassen."

Lex kicherte. „Der Krieger ist auf dem Weg zu einer Hochsicherheitsklinik der Agentur. Man kann mit gutem Gewissen sagen, dass keiner je wieder von ihm hören wird."

Verachtung kochte in Renata hoch. Man hatte Nikolai zu Unrecht angeklagt, und sie hatte sogar noch dabei mitgeholfen. Und nun waren beide fort, er und Mira, und Lex stand mit seinem eitlen, selbstgefälligen Grinsen da - sein Täuschungsmanöver hatte bestens funktioniert. „Du widerst mich an. Du bist ein verdammtes Monster, Lex. Du bist ein widerlicher Feigling."

Sie ging einen Schritt auf ihn zu, und Lex gab den Wachen ein rasches Zeichen mit dem Kinn. Die stellten sich ihr in den Weg, zwei riesige Vampire, die sie finster anstarrten. Sie herausforderten, auch nur eine waghalsige Bewegung zu machen.

Renata sah sie an und erkannte in ihren harten Blicken all die Jahre von Feindseligkeit, die diese Gruppe von Vampiren ihr entgegenbrachte - Feindseligkeit, die am stärksten von Lex selbst ausging. Sie hassten sie. Hassten ihre Kräfte, und es war nur zu offensichtlich, dass jeder Einzelne von ihnen ihr mit größtem Vergnügen eine Kugel in den Kopf jagen würde.

„Schafft sie mir aus den Augen", befahl Lex. „Bringt die Schlampe in ihr Zimmer und sperrt sie für den Rest des Tages dort ein. Heute Nacht werden wir unseren Spaß mit ihr haben."

Renata ließ die Wachen nicht einmal auf Armeslänge an sich heran. Als sie Anstalten machten, sie zu packen, verpasste sie jedem von ihnen einen harten mentalen Schlag. Sie brüllten auf und wichen zurück, zuckten vor dem Schmerz zurück.

Aber nun sprang Lex sie an, voll transformiert und fauchend vor Wut. Harte Finger krallten sich in ihre Schultern. Sein schwerer Körper warf sie nach hinten, von den Füßen. Völlig außer sich stieß er sie vor sich her, als wäre sie nur ein Bündel Federn. Seine Kraft und Geschwindigkeit trieben sie mit ihm über den Boden und gegen die geschlossenen Fensterläden an der rückwärtigen Wand.

Massive, unbewegliche Holzbalken krachten ihr gegen Wirbelsäule und Oberschenkel. Durch den Aufprall knallte Renatas Kopf gegen die massiven Fensterläden. Ihr wurde die Luft aus der Lunge gedrückt, sie entwich mit einem gebrochenen Keuchen. Als sie die Augen öffnete, ragte Lex' Gesicht direkt vor ihrem auf, die schmalen Pupillen im Zentrum seiner feurig bernsteingelben Iriskreise sprühten vor Wut. Er riss eine Hand hoch und packte ihr Kinn so fest, dass es wehtat. Zwang ihr den Kopf zur Seite. Seine Fangzähne waren riesig, scharf wie Dolche und gefährlich nahe an ihrem Hals gebleckt.

„Das war dumm, sehr dumm", knurrte er sie an und ließ die spitzen Fangzähne über ihre Haut streichen. „Dafür sollte ich dich ausbluten lassen. Ich glaube, das werde ich sogar ..."

Renata beschwor all die Kräfte, die sie besaß, und ließ sie auf ihn los, verpasste ihm eine lange, schonungslose Welle der Qual.

 „Aaah!" Sein Aufschrei hallte wie die Klage einer Todesfee. Und immer noch feuerte Renata auf ihn.

Hämmerte Schmerz in seinen Kopf, bis er sie losließ und kraftlos auf dem Boden zusammensackte.

„Fe-festhalten!", stotterte er seinen Wachen zu, die sich unterdessen von den kleineren Schlägen, die Renata auf sie abgefeuert hatte, erholten. Einer von ihnen richtete die Waffe auf sie. Sie konterte unter Aufbietung all ihrer Kräfte und gab dann dem anderen die nächste Ladung.

Verdammt, sie musste hier raus. Konnte nicht riskieren, mehr von ihrer Kraft einzusetzen, wenn sie doch später teuer für jeden Schlag bezahlen musste, sobald das Echo einsetzte. Und viel Zeit blieb ihr nicht, bevor die lähmende Schmerzwelle sie überrollen würde.

Renata wirbelte herum, zerbrochenes Glas vom Chaos der letzten Nacht knirschte unter ihren Stiefeln. Durch die geschlossenen Fensterläden spürte sie eine leichte Brise dringen, und ihr dämmerte, dass hinter den Läden gar kein Fenster mehr war - nur Freiheit. Sie packte die massiven, Holzläden und riss fest an ihnen. Die Scharniere quietschten, hielten aber noch.

„Bringt sie um, ihr verdammten Schwachköpfe!", keuchte Lex hinter ihr. „Erschießt die Schlampe!"

 Nein,  dachte Renata verzweifelt und zog weiter an dem störrischen Holz.

Er durfte sie nicht aufhalten. Sie musste hier raus. Sie musste Mira finden und in Sicherheit bringen. Das hatte sie ihr schließlich versprochen. Sie hatte diesem Kind ein Versprechen gegeben, und bei Gott, sie würde sie nicht im Stich lassen.

Mit einem Aufschrei legte Renata ihre ganze Kraft und ihr Gewicht hinein, die Fensterläden abzureißen. Endlich lockerten sie sich. Adrenalin schoss ihr durch den Körper, sie riss die Läden ganz ab und warf sie zur Seite.

Sonnenlicht ergoss sich über sie. Blendend und strahlend fiel es in die große Halle des Jagdhauses. Lex und die anderen Vampire kreischten auf und zischten, schirmten hektisch ihre empfindlichen Augen ab und brachten sich vor dem sengenden Licht in Sicherheit.

Renata kletterte hinaus, sprang auf den Boden hinunter und rannte los. Lex' Wagen stand auf der gekiesten Einfahrt, die Türen nicht abgeschlossen, der Zündschlüssel steckte.

Sie sprang hinein, startete den Wagen und fuhr mit quietschenden Reifen davon in die - wenn auch nur temporäre - Sicherheit des Tageslichtes.

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